„Hallo, darf ich treten ein in FKK-Oase?“
Das klang merkwürdig. Langsam, schnell ging es in dem Eimer nicht, drehte ich mich um. An der Hofeinfahrt stand ein Japaner und schaute mich erwartungsvoll an.
„Immer hereinspaziert“, winkte ich ihn zu mir heran.
Der Japaner kam näher, blieb vor meinem Eimer stehen und verbeugte sich. „Mein Name ist Hitoshi. Es ist große Ehre für mich Gast zu sein in FKK-Oase in Wetterau.“
Da stand ich nun nackt in meinem Eimer, passte mich der Situation an und verbeugte mich vor dem Japaner. „Mein Name ist Hans. Im Namen der Bevölkerung der Wetterau heiße ich Sie herzlich willkommen in der FKK-Oase.“ Ich hoffte, dass er ein Einsehen hatte, weil ich ihm jetzt keine Visitenkarte überreichen konnte. Aber da er ja auch ein Seychellen-Animateur sein musste, war er wohl schon einiges gewohnt. Meine Füße waren jetzt wieder sauber, also entstieg ich dem Eimer. „Sag mal, Hitoshi, kommst du jetzt aus Japan oder von den Seychellen?“, fragte ich sicherheitshalber nach.
Hitoshi verbeugte sich erst noch mal. Darauf verzichtete ich jetzt aber. „Hitoshi ist geboren in Tokio, studiert in Gießen und arbeitet in den Semesterferien auf den Seychellen.“
„Im Erotikdorf?“, wollte ich es genauer wissen.
„Hitoshi arbeitet im Erotikdorf als Meister der Fesselkunst und im Dorf für Spiel und Bewegung als Großmeister in Karate.“
Jetzt verbeugte ich mich doch noch einmal. Ein Großmeister in Karate konnte äußerst hilfreich sein, falls Bauer Schorsch hier noch Ärger machen wollte. Und als Fesselkünstler konnte er vielleicht Jürgen irgendwo draußen an einem Baum festbinden, falls die Schnarcherei so weiterging.
„Komm, Hitoshi, ich zeige dir dein Zimmer.“
Hitoshi zögerte aber und zeigte auf den Eimer. „Hitoshi erst Füße waschen?“
„Besser nicht. Da schwimmt Kuhscheiße drin rum“, warnte ich ihn.
„Daijoubu“, antwortete Hitoshi.
„Hä?“
„Alles klar“, übersetzte er für mich in meine Muttersprache.
„Ah, Jürgen ist auch schon da“, stellte Hitoshi fest, als wir das Haus betraten. „Auf den Seychellen wackelt ganzes Erotikdorf, wenn Jürgen schnarcht“, ergänzte der Japaner.
Da Hitoshi ein netter und höflicher Kerl war und wahrscheinlich nicht dazu neigte, sich über Gebühr zu beschweren, und obendrein mit den Unarten von Jürgen schon vertraut war, platzierte ich ihn im Zimmer neben Jürgen. Von Hitoshi kam auch kein Protest.
„Sei nackt, sei frei, sei dabei“, lud ich nun auch Hitoshi dazu ein, viel japanische Haut zu zeigen. „Bald gibt es Mittagessen. Zur Feier des Tages hat die Hausdame ein Kartoffelgericht kreiert“, machte ich Hitoshi den weiteren Tagesverlauf schon mal schmackhaft. Jetzt musste ich mich aber unbedingt um die Schmusekatzen kümmern. Ich ließ den Japaner allein und zog vier Zimmer weiter, wo die Schmusekatzen schon ungeduldig und unbekleidet auf mich warteten.
„Sorry, total der Stress heute“, entschuldigte ich mich für die Verzögerung.
„Wir dachten schon, du hättest uns ganz vergessen“, sagte Vera mit einem Schmollmund.
„Wie könnte ich euch jemals vergessen? Aber als FKK-Oasen-Manager hatte ich noch einige internationale Gäste zu empfangen.“ Dabei fragte ich mich, warum ich das eigentlich alles machen musste. Das war eigentlich der Job der Geschäftsführerin. Mit Susanne musste ich mal ein ernstes Wörtchen reden. „Jetzt zeig ich euch aber die Kuschelecke, kommt mit, Mädels.“
Bevor ich den beiden die Kuschelecke präsentieren konnte, bot sich uns aber ein ganz anderes Schauspiel. Im Kuhstall saß Betty auf dem Schemel, sie trug nur noch schneeweiße Gummistiefel und melkte Rosa unter Karels Anleitung. Dass Betty sich auf Massage verstand, stand außer Frage. Virtuos zupfte sie an Rosas Euter, traumwandlerisch bewegten sich die schwarzen Finger über die rosa Zitzen, wie ein warmer Mairegen floss die frische Milch in den Bottich und Rosa stand mit verklärtem Gesichtsausdruck in der Stallung. Unser Karel entpuppte sich als der perfekte Animateur für die Profi-Animateure von den Seychellen. Betty ließ sich von mir und den Schmusekatzen gar nicht ablenken, sie melkte unbeirrt weiter. Ich fragte mich, wo Jasmin abgeblieben war. Hatte Karel sie etwa schon ... ich wollte gar nicht weiter drüber nachdenken. Karel traute ich mittlerweile alles zu. Beim Melkkurs mit der schwarzen Schönheit versprühte er auch schon wieder seinen gewaltigen Stallburschencharme. Irgendwas musste schon dran sein, an der Theorie der potenzsteigernden Wirkung vom Kartoffelschnaps.
„Kommt, Mädels, die Kuschelecke befindet sich eine Etage höher“, beendete ich den Zwischenstopp bei Rosa und stieg die Leiter empor. Vera und Carmen folgten mir kichernd. Oben angekommen, zeigte ich den beiden stolz die Bio-Kuschelecke. „Das Stroh piekst halt manchmal etwas“, wies ich vorsichtshalber auf die Auswirkungen beim Turbokuscheln hin.
„Schaut sehr gemütlich aus, die probieren wir gleich mal aus, die Kuschelecke“, befand Carmen und zog Vera zu sich auf’s Stroh.
„Holst du uns zum Mittagessen wieder ab?“, erkundigte sich Carmen und gab mir damit zu verstehen, dass ich nun die Leiter wieder hinabklettern sollte.
„Klar doch“, versprach ich, warf noch einen letzten Blick auf meine Kuschelmonster und stieg schweren Herzens wieder abwärts.
Was soll ich sagen, ich wollte mit schnellen Schritten den Hof überqueren, um in der Küche nachzuschauen, wie weit Maria mit dem Mittagessen war, da hörte ich wieder eine Stimme vom Hofeingang.
„Hallöchen“, trötete mir da einer zu.
„Immer reinspaziert“, rief ich ihm zu. Mit kurzen, aber hüftwackelnden Schritten kam der Kerl auf mich zu, was mich schon etwas irritierte.
„Hach, das war vielleicht eine Tortur, bis ich euch hier endlich gefunden habe“, flötete er und strich sich mit der Hand durch’s Haar. „Ich bin der Basti.“
Basti streckte mir die Hand entgegen, die ich zögerlich ergriff. „Hallo, Basti. Ich bin der Hans. Du gehörst bestimmt auch zu den geladenen Seychellen-Animateuren?“, fragte ich und hoffte, dass das Ganze ein Missverständnis war.
„Ganz genau, Hans. Ach, das freut mich, dass ich hier mitmachen darf. Soll ich mich auch gleich ausziehen?“
„Was ist denn dein Spezialgebiet auf den Seychellen?“
„Na, die Erotik natürlich. Eingesetzt bin ich da meistens im Leder- und Latex-Milieu. Aber hier brauche ich meine Arbeitskleidung ja nicht, oder?“