Wir bestellten uns bald darauf noch einen zweiten Havanna Slammer, obwohl ich die Wirkung des ersten schon deutlich spürte. Der Barkeeper hatte nicht gerade mit dem Rum gespart. Simone ging auf die Toilette und als sie zurückkam, legte sie auf dem Weg zu unserem Tisch einen kleinen Tanz zur karibischen Musik hin. Sie drehte zwei Runden mit rhythmisch kreisenden Hüften um den Tisch mit den notgeil dreinblickenden Männern, bevor sie sich wieder zu mir gesellte. Die Typen guckten nun extrem anzüglich zu uns herüber und tuschelten aufgeregt miteinander. Simone tat so, als würde sie es gar nicht registrieren. Ich machte mir Sorgen, dass uns die Kerle auf dem Nachhauseweg wieder begegnen würden.
Beim zweiten Cocktail unterhielten wir uns nur noch sporadisch und wenn, dann mit schwerer Zunge. Ansonsten lauschten wir der Musik, während unsere Lippen regelmäßig den Strohhalm umschlossen und wir unseren Alkoholpegel weiter erhöhten. Nachdem wir auch den zweiten Drink leer geschlürft hatten, ließ Simone es sich nicht nehmen, die Rechnung komplett zu begleichen. Sie zahlte mit Karte und gab der Bedienung ein ordentliches Trinkgeld in die Hand.
Wir verließen die Bar und begaben uns auf den Weg zur U-Bahn-Station. Die frische Luft machte uns wieder munter. Wir verweilten vor den Schaufenstern zweier Boutiquen und waren uns einig, dass wir in diesen sündhaft teuren Luxus-Cocktailkleidchen eine verdammt gute Figur abgeben würden.
„Demnächst gehen wir hier mal shoppen“, verkündete Simone.
„Ja, in zehn Jahren habe ich vielleicht genug zusammengespart“, gab ich kichernd zur Antwort.
„Ich rede vom Shoppen, nicht vom Sparen“, klärte Simone mich auf. „Sparen ist was für kleinkarierte Büromäuschen. Aber wir genießen das Leben in vollen Zügen, oder?“
„Zum Beispiel in der U-Bahn.“ Ich fand meinen Witz superlustig und hielt mir den Bauch vor Lachen.
„Vor allem auch in der U-Bahn“, sagte Simone und zwinkerte mir zu.
Wir setzten uns wieder in Bewegung. Hinter uns hörten wir ein Gegröle. Ich drehte mich um und erkannte in einiger Entfernung die Männer, die vorhin an dem Tisch in der Bar gesessen hatten. Sie liefen in die gleiche Richtung wie wir. Ich erhöhte unser Lauftempo und hoffte, dass die Typen nicht auch zur U-Bahn-Station wollten.
„Nur keine Panik, die Jungs sind doch harmlos“, zeigte Simone sich unbeeindruckt von der näherkommenden Gruppe.
„Aber die sind total besoffen. Ich habe echt keine Lust, von denen noch dumm angemacht zu werden.“
Jetzt fingen sie auch schon an, uns hinterherzurufen. „Hey, Ladys. Habt ihr Lust noch irgendwo tanzen zu gehen?“
Simone drehte sich um. „Machen wir. Aber nicht mit euch, Jungs.“
„Jetzt provoziere sie doch nicht noch“, stöhnte ich.
Hinter uns diskutierten sie, ob wir wohl lesbisch wären. Wir erreichten die Station und fuhren auf der Rolltreppe nach unten. Die Männer nahmen denselben Weg. Noch hatte ich die Hoffnung, dass sie in die andere Richtung fahren wollten. Aber sie gingen zum gleichen Bahnsteig wie wir.
„Wohin fahrt ihr zwei Hübschen denn?“, erkundigte sich einer der Typen. Ich schaute auf seine Hände und sah den Ehering.
„Willst du mitkommen?“, fragte Simone ihn.
„Wir kommen alle mit“, rief einer aus der Gruppe. Es war ein Kerl mit dicken, roten Bäckchen und Bierbauch.
„Gang Bang hatten wir gestern erst. Machen wir immer nur mittwochs. Da kommt ihr leider einen Tag zu spät, Jungs“, rief Simone ihnen leichtfertig zu.
In der Gruppe wurde es plötzlich still. Die Kerle gafften uns ungläubig an. Ich warf einen Blick auf die Anzeigetafel. Die nächste Bahn sollte in zwei Minuten eintreffen. Es war die letzte Bahn für diesen Tag.
„Ihr braucht es heute doch wieder. Das sieht man doch“, grölte der Typ mit dem Bierbauch.
„Du kriegst doch heute keinen mehr hoch, Dicker. Das sehe ich doch“, rief ich ihm zu und staunte über mich selbst. Der Kerl schnappte nach Luft und wurde noch röter im Gesicht. Seine Kumpels lachten und feixten. Simone deutete ihm mit zwei Fingern an, wie groß sie sein Ding schätzte. Sie hielt ihre Finger bestenfalls drei Zentimeter auseinander.
„Blöde Fotze“, rief der Dicke verärgert und wendete sich von seinen lachenden Kumpels ab.
Aus dem Tunnel hörten wir die U-Bahn heranrauschen. „Wir steigen nicht mit ein“, flüsterte Simone mir zu.
„Aber es ist die letzte Bahn.“
„Wir nehmen ein Taxi. Aber vorher verabschieden wir uns noch standesgemäß von den Jungs. Einverstanden?“
Ich nickte. Obwohl ich keine Ahnung hatte, was Simone damit meinte. Die U-Bahn hielt quietschend am Bahnsteig. Es waren nur wenige Leute in der Bahn. Die Kerle öffneten die Tür und gingen ins Abteil.
„Hey, Mädels. Kommt, wir tun euch auch nix“, rief der Mann mit dem roten Hemd, den Simone in der Bar so süß fand.
Simone stellte sich hinter mich und flüsterte mir ins Ohr. „Wenn die Türen zu sind und die Bahn losfährt, winkst du ihnen zu und lächelst zuckersüß. Versprochen?“
„Versprochen“, sagte ich in der Gewissheit, dass die Bahn mit den Jungs dann gleich darauf im Tunnel verschwunden wäre.
Die Kerle setzten sich auf die Sitze und guckten uns durch die Fenster an. Simone und ich blieben am Bahnsteig stehen. Die Türen der U-Bahn schlossen sich und der Zug fuhr los.
„Winken und lächeln“, flüsterte Simone noch einmal.
Ich winkte und lächelte und wunderte mich ein wenig, weil die Kerle plötzlich alle aufsprangen, sich die Nasen an den Scheiben plattdrückten und wie eine Horde Affen nach uns gafften, während sich der Abstand zwischen uns und ihnen schnell vergrößerte. Bis ich bemerkte, dass sich Simone hinter mir zu schaffen gemacht hatte. Als die U-Bahn angefahren war, hatte sie mein Kleid am Saum gefasst und mir bis über den Bauch hochgeschoben. Ich stand mit entblößtem Unterleib am Bahnsteig und hatte es gar nicht bemerkt, weil ich von den Reaktionen der Männer so fasziniert war. Erst als ich den Lufthauch der abfahrenden U-Bahn an meinen Schenkeln spürte, wusste ich, was die Jungs so aufgebracht hatte.
„Gutes Gefühl, oder“, flüsterte Simone. Sie hielt mein Kleid immer noch hoch und ich winkte weiter, obwohl die Bahn längst im Tunnel verschwunden war.
„Miststück“, raunte ich ihr zu und musste mir eingestehen, dass ich es ziemlich aufregend fand.
Simone ließ mein Kleid wieder los. „Bist du jemals so geil angeschaut worden?“, wollte sie wissen.
„Bestimmt nicht“, sagte ich voller Überzeugung. Ich spürte, welche Macht ich in den paar Sekunden über diese Typen gehabt hatte und genoss es. Ob das nur am Alkohol oder auch in meiner Natur lag, war mir in dem Moment völlig egal.
„Los, wir sollten von hier verschwinden. Sonst kommen gleich die nächsten notgeilen Typen angelaufen.“
„Das war doch die letzte Bahn“, machte ich Simone darauf aufmerksam, dass nun keine Leute mehr kommen würden.
„Wachmänner können auch notgeile Typen sein. Guck mal da.“ Simone zeigte mit dem Finger zur Decke der U-Bahn-Station.
„Oh Scheiße“, entfuhr es mir, als ich die Videokamera sah.
Simone nahm mich an der Hand, lief laut lachend los und zog mich hinter sich her. Hand in Hand rannten wir die Treppenstufen hoch, die Rolltreppe war bereits ausgeschaltet. Oben angekommen verschnauften wir einen Moment. Am Taxistand auf der anderen Straßenseite wartete ein einzelnes Taxi auf Kundschaft. Wir winkten dem Fahrer zu und liefen mit schnellen Schritten zu dem Wagen. Als wir beide auf der Rückbank Platz genommen hatten, nannte Simone dem Fahrer unser Ziel. Ein junger Mann saß hinter dem Steuer. Wahrscheinlich ein Student, der sich mit der Fahrerei das Studium finanzierte. Er machte einen netten, aber etwas schüchternen Eindruck. Er war kaum losgefahren, da standen wir auch schon wieder vor einer roten Ampel.
„Den Anblick deiner Muschi werden die Typen nie wieder vergessen“, gluckste Simone. Die Augen des Taxifahrers starrten in den Rückspiegel. Hinter uns hupte es, die Ampel war schon einige Sekunden wieder auf Grün. Ruckelnd fuhr unser Fahrer los. Ich schaute zu Simone rüber und schüttelte mit leicht empörter Miene den Kopf. Als ich sie breitbeinig mit hochgeschobenem Kleid neben mir sitzen sah, musste ich aber lächeln. Sie war noch nicht fertig mit Spielen und ich verspürte die seltsame Lust mitzuspielen. Ich schob mein Kleid auch hoch. Noch ein Stück höher als Simone es getan hatte. Ich glaubte nicht, dass der Taxifahrer es sehen konnte, aber er ahnte oder spürte es, da war ich mir ganz sicher.
„Die haben sich bestimmt alle noch in der Bahn einen runtergeholt“, erwiderte ich in normaler Lautstärke und schaute dabei zu dem Fahrer. Der errötete, umklammerte mit beiden Händen fest das Lenkrad und hielt seinen Kopf starr nach vorne gerichtet.
„Das will ich doch hoffen“, sagte Simone mit süßer Stimme und räkelte sich auf der ledernen Rückbank.
Kurz darauf hielt das Taxi vor unserem Haus. Da Simone die Cocktails bezahlt hatte, übernahm ich nun die Taxikosten. Ich blieb hinten sitzen und kramte in meiner Handtasche nach der Geldbörse. Die Wirkung des Rums war erstaunlich. Ich fühlte mich wie losgelöst. Ich reichte dem Fahrer einen Geldschein nach vorne. Um ihn entgegenzunehmen, musste er sich zu mir umdrehen. Dabei hat er wohl gesehen, dass ich kein Höschen drunter hatte. Jedenfalls hat er sich beim Wechselgeld drei Mal verzählt, bevor es endlich gepasst hat. Simone saß noch genauso freizügig neben mir. Der arme Kerl kam richtig ins Schwitzen und ich genoss es. Dafür bekam er auch ein ordentliches Trinkgeld. Wir wünschten dem Fahrer noch eine gute Nacht und stiegen aus.